Zu diesen Liedern
Diese Lieder entstanden, eher absichtslos, aus Ideen und Melodien, und sie entstanden aus einer Zusammenarbeit zwischen Köln und Wagging am Chiemsee, einer Zusammenarbeit, die eine Freundschaft ist. Ich schrieb die Texte, Michael Felsenstein, Sänger und Komponist, komponierte, Hubert Huber, wenn er sich freimachen konnte von seinen Lehrpflichten für Orgelimprovisation, spielte die Musik ein. Hinzu kam später Peter Scholler vom Thalia-Theater in Hamburg, der die Tonregie übernahm.
Zwölf Lieder wählten wir aus. Sie erzählen einfache Geschichten, zum Beispiel von einem Spaziergang durch einen winterlich verschneiten Wald, von einer Sommernacht, die man in einem Zelt verbringt, von einem Sturm, den man am Strand erlebt. Sie handeln von Natur, von Gefühlen, Liebe, Freundschaft, Angst, Trauer – und von mir selbst natürlich.
Auf ein Publikum zielten diese Lieder nie. Aber wenn sie mehr Freunde fänden, war uns das die Mühe wert.
Der Gast an meinem Nachtbrothimmel
Kam aus fernen Gebüschen/ wo im sirrenden Sang
Seinesgleichen sich regt
Hockte höflich und exakt / allenfalls streichholzlang
Auf dem Tisch / Unter Sternen
Wie d’Artagnan aus dem Buch / sprungbereit jederzeit
Dabei doch unbewegt
Das weiße Geäder fällt mir noch ein / im singenden Grün
Wenn wir davon schon reden
Wie ein aus der Knospe springendes Blatt
Wie ein Bild / wie ein Lidschlag / ein Heuschreck eben
Mild, zierlich und glatt
Wir schwiegen uns an / und um uns
Stiegen Schwaden von Feuern/ brüllten Straßen, Fleisch und Schweiß
Das war die uns beiden entlegende Stadt
Fällt aus träumenden Höhen
Fällt aus Himmel, aus Flut, aus allem
Und im schmirgelndem Lauf stiebt der Sand
Und mit schäumenden Böen wirft das Meer
Wild vor Wut
Seine Quallen an Land
Wie giftige Kinder
Die zum Sterben man betten
Auf den kaltschwarz erglänzenden Sand
Hätt‘ nie gedacht, daß Sturm so sien kann
In der Nacht hier am Meer
Die Luft ist zerratscht und gewrungen
Ist ein Wühlen, ein Husten, ein Kochen
Das Schilf heult ergriffen, ist zermatscht und zersungen
Und ein Brüllen, ein Pusten, ein Pochen
Greift umher
Das Wasser zeigt mächtige Pranken
Vom Himmel blitzt die Glut
Des Hauses schmächtige Planken
Erklappern vor Angst
Und im Regengepickel verlöschen die Motten
Es überlebt ihre Brut
Sturm kam auf in der Nacht
Nur die Möwen haben’s gewußt
Die Katze verkriecht sich ins Loche
Ich stehe und atme im Gischt
An des Windes elektrischer Brust
Manchmal nachts / wenn alles weiß ist/ Und in des Winters
trumpfender Gunst / die Stadt und der Fluß und der Garten erfriern
Sitze maushaft und leis ich /im tabakenen Dunst / am Fenster und darf warten und wachen und sinniern.
So warte ich, daß endlich die Sprache sich mir neigt / daß Vorenthaltenes sie mir zeigt / ihr Erspartes sie mir leiht
Gesichte und wildschöne Worte
Die mit Honig gelackt sind / so bauchig und biegsam / die zwischen Zähnen zerknackt sind / so rauchig und schmiegsam/ Von jener hellen, jener traumentwundenen Sorte / die man säuft in gierigen Schlucken
Die zu Sätzen sich reiht / auf denen Elmsfeuer zippern und zucken.
Manchmal nachts / wenn alles verwaist ist / in des Winters trumpfendem Schimmer/ Lösch das Licht schließlich aus ich / und schleiche zu Bett
Und ein Wollen und Wünschen nur bleibt / zurück in dem rauchblauen Zimmer.
Dies schrieb in mein Heft ich zur Nacht:
Beschirmt von zwei Kuppeln /von Weltall und Nylon
Von Luft und von Krapplack
So löscht ich das Licht / unterm lauschenden Mondzahn
Lag schon im Schlafsack / und schob mein Gesicht
An des Zeltes sich bauschende Bahn
Schloß im Einmaleins aller Sterne die Augen
Dacht ans Make-up der Ziegen / ans Layout des Himmels
und an den in der Dämmerung erglänzenden Tau
Im Einmaleins dieser Ferne /besoffen vom Wein /
Vergab ich mir gerne /vergaß alle Angst/ und schlief ein